FA von Graffenried A Familienarchiv von Graffenried (Burgistein), 1308.04.01-2011 (Bestand)

Archive plan context

Burgerbibliothek Bern (Institution)
- BBB Privatarchive, 13. Jh.-21. Jh. (Bereich)
  - Neues Archiv, 13. Jh.-21. Jh. (Fonds)
    - FA Familienarchive, 13. Jh.-21. Jh. (Klasse)

Ref. code:

FA von Graffenried A

Title:

Familienarchiv von Graffenried (Burgistein)

Creation date(s):

4/1/1308 - 2011

Bestandesgeschichte / Charakterisierung:

Familiengeschichte
Das Familienarchiv von Graffenried aus Burgistein zeichnet die Geschichte der Besitzerfamilien des Schlosses und der Herrschaft Burgistein nach. Eine erste Burg erbaute im 13. Jahrhundert Jordan I., Mitglied einer Thuner Ministerialenfamilie, worauf er sich nach dem neuen Stammsitz 'von Burgistein' nannte. Sein Urenkel, Konrad von Burgistein (vor 1319-vor 1361), vererbte die Burg an seine Tochter Margaretha Münzer (vor 1357-nach 1377). Nach mehreren Wechseln gingen Burg und Herrschaft durch die Heirat von Magdalena von Muleren (1462-1513) mit Jakob von Wattenwyl (1466-1525) in dessen Familienbesitz über. Hieronymus von Wattenwyl (1639-1717) verkaufte die Besitzungen 1715 an seinen Schwiegersohn Emanuel von Graffenried (1665-1738), womit das Schloss in die heutige Besitzerfamilie von Graffenried gelangte.

Bestandsanalyse
Der Archivbestand wurde nach den beiden Teilen 'Besitzerfamilien' und 'Herrschaft Burgistein' strukturiert. Der erste Teil enthält die persönlichen Unterlagen der Besitzerfamilien des Schlosses Burgistein wie Korrespondenz, Erbteilungsverträge oder Urkunden von Drittpersonen. Der zweite und umfangreichere Teil enthält Dokumente bezüglich der Herrschaft Burgistein und der ihr unterstehenden und benachbarten Orte wie Gerichtsurteile, Zehntrödel, Tauschverträge und Marchbeschreibungen. Trotz dieser Aufteilung gibt es Dokumente, die nicht nur der privaten Sphäre oder der Herrschaft zugeordnet werden können: Haushaltsabrechnungen des Schlosses können sowohl persönliche Anschaffungen als auch Ausgaben für die herrschaftliche Verwaltung beinhalten. Zinsrödel sind oft personenbezogen, enthalten also Abgaben aus allen Besitzungen einer Person und nicht nur der Herrschaft Burgistein. Die Urkunden, welche die Erbfolge belegen, sind wiederum sowohl für die Herrschafts- als auch für die Familiengeschichte interessant, weshalb sich eine systematische Suche in beiden Teilen empfiehlt. Dank der Verschlagwortung relevanter Personen im Teil zur Herrschaft Burgistein sind mithilfe der Deskriptorensuche alle Unterlagen betreffend eine Person findbar.

Im Teil zu den Besitzerfamilien sind folgende Personen besonders erwähnenswert:
-Emanuel von Graffenried (1726-1787), Präsident der Ökonomischen Gesellschaft, Verfasser der Ökonomischen Beschreibung der Herrschaft und den umfangreichen Vorlesungsmitschriften aus Marburg und Halle v.a. bei dem deutschen Universalgelehrten Christian Wolff (1679-1754).
-Anton Friedrich von Graffenried (1792-1871), Offizier in der britischen Armee während des Britisch-Amerikanischen Kriegs 1814, Söldner im Gefolge von Thomas Douglas, 5. Earl of Selkirk (1771–1820) und Leiter von dessen Kolonie am Red-River in Kanada im Jahr 1817-1818. Seine Tagebücher liefern eine detaillierte Beschreibung seiner Reisen in Kanada, namentlich ein Exemplar aus Birkenrinde.
-Berta von Graffenried geb. von Tscharner (1862-1926) mit ihrer umfangreichen persönlichen Korrespondenz.
-Hieronymus von Wattenwyl (1639-1717), von dem nebst persönlichen Unterlagen auch zahlreiche Dokumente aus seiner Zeit als Herr von Burgistein erhalten geblieben sind.

Das Herrschaftsarchiv enthält einige wenige Unterlagen zum Schloss Burgistein selbst, erwähnenswert sind v.a. die Pläne für Vogelfallen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Die Erbfolge der Herrschaftsrechte von Burgistein und auch anderer Gebiete, welche die Besitzerfamilien von Burgistein zeitweise innehatten, werden in einer substanziellen Urkundensammlung, beginnend im 14. Jahrhundert mit dem Geschlecht von Burgistein, nachvollziehbar. Ebenfalls zahlreich sind die Unterlagen zur Finanzverwaltung, Verzeichnisse von Getreidezehnten, Entlohnung der Amtsleute oder Listen der abgabepflichtigen Personen der Herrschaft. Prominent vertreten sind auch Gerichtsfälle, sowohl zwischen den Herren von Burgistein und ihren Untertanen als auch mit anderen Herrschaften und der bernischen Regierung. Umfangreich sind zudem die Unterlagen bezüglich der Alprechte im Gürbetal und in den höheren Alpen im Niedersimmental. Zusammen mit den Dokumenten betreffend die Lehensgüter der Herrschaft, die Allmende und das Armenwesen gewähren diese Archivalien einen spannenden Einblick in die Lebenswelt von Patriziern, Bauern und Müllern. Allgemein sind die Herrschaftsakten thematisch strukturiert, wenn möglich wurden diese aber auch konkreten Orten und Gebieten in und im Zusammenhang mit der Herrschaft Burgistein zugeordnet, seien es Bodenzinse auf einer verortbaren Matte, der Kauf eines bestimmten Ackers oder die Grenzen zwischen zwei Herrschaftsgebieten.
Komplementär zu diesem Bestand verhält sich das FA von Graffenried, das in der Burgerbibliothek nach Rücksprache mit der Familie konsultiert werden kann.

Bestandsgeschichte
Im Jahr 1999 wurde das Schlossarchiv Burgistein zum ersten Mal detailliert inventarisiert. Die Vorlesungsmitschriften von Emanuel von Graffenried (1726-1787) kamen 2017 als Depositum in die Burgerbibliothek Bern. Diese wurden im Jahr 2023 zusammen mit dem Grossteil des Archivs an die Burgerbibliothek Bern geschenkweise übergeben. 2024 wurde das Archiv neu verpackt und gemäss den Richtlinien der Burgerbibliothek neu erschlossen. Dabei wurden die Schachtelnummern aus dem Inventar von 1999 (FA von Graffenried A 849), sofern diese der physischen Ordnung entsprachen, im Feld 'alte Signatur' nachvollziehbar gemacht.

September 2024
Nadja Glarner

Umfang:

8,5 Laufmeter

Link:

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