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Cod. 348 (A) Biblia latina (Vulgata), NT: Evangelia, lat., 0801 (ca.)-0825 (ca.) (Codex Produktionseinheit)
Identifikation sachlich |
Ref. code: | Cod. 348 (A) |
Title: | Biblia latina (Vulgata), NT: Evangelia, lat. |
Contains also: | Die Handschrift enthält die vier Evangelien, denen die Kanontafeln (16 auf 15 zusammengedrängt), der Brief des Hieronymus an Papst Damasus, der Prolog zu den vier Evangelien (Argumentum sancti Hieronymi) und der Brief des Eusebius an Carpianus vorangeschickt werden. Vor jedem der vier Evangelien begegnen zwei aufeinander folgende Kapitelverzeichnisse, von denen das zweite in einer um einige Dezennien späteren Schrift geschrieben ist und offenbar das erste ersetzen soll: die Blätter, auf denen es eingetragen ist, gehören jeweils zu den ursprünglichen Lagen, sind also nicht nachträglich hinzugefügt. Während die erste Fassung von einer römisch-insularen Tradition her bekannt ist, stimmen die zweiten Capitula überein mit den entsprechenden Verzeichnissen, wie sie in der ersten Hälfte des 9. Jh. den Bibeln von Tours beigegeben werden. |
Blattzählung: | Moderne Foliierung 1–219 |
Format: | 25 x 20 cm |
Language: | Latein |
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Buchblock |
Creation date(s): | ca. 0801 - ca. 0825 |
Creation date(s), scattered dates: | Feindatierung: um 820 / vor 825; 9. Jh. 1/4 (> Bischoff 1998) Nachträge 24v (10./11. Jh.); 169r-v (Mitte 9. Jh.); 219v (9./10.Jh.) |
Entstehungsort: | Frankreich: Karolingisches Kloster mit einem grossen, ausgezeichnet geführten Skriptorium. Vermutet wurde Fleury (Köhler 1931, ablehnend Mostert 1989), eventuell hergestellt für Theodulf von Orléans, Abt von Fleury (Homburger 1962), oder westliches Frankreich (Einflussbereich von Tours, Bischoff 1998). |
Material / Beschreibstoffe: | Pergament |
Material / Beschreibstoff Anm.: | Kräftiges Pergament (Kalb), auf beiden Seiten gleichartig geglättet |
Lagen: | 8 IV{64} + (IV-1){71} + (I+1){74} + 11 IV{162} + (IV-1){169} + (I+1){172} + 5 IV{212} + (IV-1){219}. 29 Lagen, mit Ausnahme von Lage 10 und 23 alles Quaternionen. Kustoden von der vierten Lage an: a–z, anfänglich durch Majuskel-, dann durch Minuskelbuchstaben bezeichnet, teilweise weggeschnitten. Der Text jedes Evangeliums beginnt auf einer neuen Lage; die Prologi und Capitula stehen ebenfalls auf separaten Lagen, wobei diese Einteilung aufgrund der unterschiedlichen Länge der Texte nicht immer gewahrt werden konnte (v.a. bei Markus und Johannes). So blieben am Ende der Lagen jeweils einige Seiten frei, wurden weggeschnitten (nach f. 71, 170, 173 und 219) oder mit späteren Eintragungen beschrieben (f. 24 und 169: Einschübe 2a und b); der Platz für die Capitula II scheint schon bei der Anlage einberechnet worden zu sein. Erwähnenswert ist abschliessend die, wohl irrtümliche, doppelte Eintragung des Prologes zu Lukas am Ende der letzten Lage von Markus (f. 105va–106vb). |
Seiteneinrichtung: | Zweispaltig; Schriftspiegel 18,5 x 13,5 (6) cm; 23–25 Zeilen, blind liniert (vier Blätter aufs Mal, „old style“, Gregory Regel beachtet). |
Schrift / Schreiber: | Frühe karolingische Minuskel, geschrieben in brauner Tinte von mehreren, nicht immer leicht zu scheidenden Händen; die zweite von ihnen setzt mit dem Text des Matthäus-Evangeliums ein, je eine andere mit Markus und Lukas. Unter drei verschiedenen Formen des a wird die offene mit zwei Spitzen bevorzugt. Hellrote Unzialis wird für die Überschriften der Canones, für Incipits und Anfangsbuchstaben der Abschnitte verwendet; bei letzteren ebenso wie beim Explicit von Matthäus (f. 71v) Wechsel von Rot und Tintenbraun; Für die Frühzeit karolingischer Kalligraphie spricht die Vorliebe für ausgefaserte Schaftendigungen bei Matthäus und Markus. Explicit des Damasusbriefes (f. 11r) in einer mit halbunzialen Elementen durchsetzten Capitalis. Zahlreiche Incipits, Explicits und Buchanfänge sind im Schriftcharakter der zweiten Capitula in fortgeschrittener Rustica zugefügt, was beinahe gleichzeitig geschehen sein muss (f. 14r, 15r, 15v etc.). Die Mannigfaltigkeit und Unsicherheit in der Auswahl der Schriftarten steht im Gegensatz zu den geregelten Abstufungen der Schule von Tours. Textkorrekturen bzw. -ergänzungen in angelsächsischer Hand (f. 33v, 64v etc.) sowie in einer karolingischen, wenig späteren Minuskel. Der liturgischen Verwendung ist das Evangelienbuch dadurch angepasst worden, dass offenbar nach der Mitte des 9. Jahrhunderts in äusserst zierlichen, spitzen Zügen der Anfang der Lesestücke für die Messe, eingeleitet durch 'In illo tempore', auf dem Rand wiederholt wird (f. 64v, 71v etc.). Als Verweiszeichen begegnen durchstrichenes h und d (z.B. f. 33v: d im Text, h auf dem Rand); eine Vorliebe für diese Art der „omission signs“ (signes de renvoi) ist eher bei den Angelsachsen als bei den Iren zu finden. Für Beziehungen zum insularen Kulturkreis sprechen ferner gewisse Verwechslungen von Abkürzungen im Text und die Form des B auf f. 29v. – Auf f. 7v ist seitlich in einer spitzen Schrift der Name 'Raganerius' eingetragen worden; vielleicht ist auch 'Ing' auf f. 9r als Namensanfang anzusehen. |
Ausstattung / Buchschmuck: | Hellrote Initialen und Zwischentitel, die je zweite Capitula-Liste ist rubriziert. Einfache Zierinitialen finden sich am Beginn von Matthäus (f. 25r) und Lukas (f. 107r); bei der letzteren werden der gespaltene, rotgefüllte Stamm, ebenso wie die beiden folgenden Buchstaben, nach insularer Art von roten Punktreihen begleitet; der Text von Johannes (f. 173r) beginnt mit einer kalligraphischen Zierseite in grünoxyder (silberner), ab Zeile 15 roter Unzialis. Dem Evangeliar ist ein Quaternio vorgeheftet, der auf 15 Seiten die unter Bogenstellungen angeordneten Tabellen der eusebianischen Canones enthält (f. 1r–8r). Die Breite der Bogenstellungen bleibt konstant, ungeachtet der Zahl der Interkolumnien. Vermutlich ist eine antike Vorlage benutzt worden, von welcher der Maler, der mit den Aussenseiten des ersten Doppelblattes begonnen hat, bei zunehmender Nachlässigkeit mehr und mehr abgewichen ist. Ausführliche Beschreibung des Buchschmucks bei Homburger (1962); vgl. die Beschreibung in e-codices. |
Bilder / Malerei / Maler: | Auf der letzten Seite der ersten Lage (f. 8v) findet sich unter gleichartiger Arkade ein Bild der Hand Gottes und der vier Evangelistensymbole (94 x 42 mm). Im tiefblau getönten Zwischenraum der Interkolumnien erscheinen über helleren Wolkenbänken die vier nimbenlosen Symbole der Evangelisten: links in Vorderansicht das Brustbild des Engels, darunter, nach rechts gewandt, der Löwe, symmetrisch ihm gegenüber der Stier und darüber, in voller Figur, der Adler, auf einer Rolle stehend; die drei anderen halten rote Bücher. Ein mit Kürzungsstrich versehener Kapitalbuchstabe gibt jeweils den Namen des Evangelisten an. Im von den drei Bögen gebildeten Kreisausschnitt steigt vom Schnittpunkt der kleineren Bögen aus eine geöffnete, von innen gesehene Hand auf, deren Daumen leicht abgespreizt ist. Diese feinfühlig gezeichnete, aus purpurbraunem Ärmel hervorschauende Hand ist fleischfarben getönt und durch Auftrag weisser Lichter und dunklerer Töne modelliert. Handfläche und Finger sind auf der linken, belichteten Seite rötlich, auf der rechten schwarzbraun konturiert. Der grauockergelbe Grund wird von leicht geschwungenen, rosaroten oder hell- und dunkelblauen Farbstrichen belegt, die mit dem Pinsel breit aufgetragen sind; damit soll wie auf den altchristlichen Mosaiken Roms und Ravennas der von Wolkenstreifen durchzogene Himmelsraum angedeutet werden. |
Spätere Zusätze: | Zu den Einschüben und Federproben f. 24v, 169r, 219v vgl. unten Inhalt. |
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Weitere Angaben |
Person: | Fleury (F), Benediktinerkloster Saint-Benoît-sur-Loire |
Bibliographie: | Bischoff (1998); S. 124 (Nr. 580) |
| Homburger (1943) |
| Homburger (1962); S. 50–55 |
| Köhler (1931); S. 324 |
| Mostert (1989); S. 73 (Nr. 164) |
| Tironianorum index (Internet); http://www.martinellus.de/index/indexti.htm |
| Vielliard (1962); S. 159-161 |
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Descriptors |
Entries: | Bischoff (1998) (Bibliographie/Nachschlagewerke\B) |
| Homburger (1962) (Bibliographie/Nachschlagewerke\H) |
| Homburger (1943) (Bibliographie/Nachschlagewerke\H) |
| Mostert (1989) (Bibliographie/Nachschlagewerke\M) |
| Vielliard (1962) (Bibliographie/Nachschlagewerke\V) |
| Köhler (1931) (Bibliographie/Nachschlagewerke\K) |
| Fleury (F), Benediktinerkloster Saint-Benoît-sur-Loire (Personen\Juristische Personen\F) |
| Tironianorum index (Internet) (Bibliographie/Nachschlagewerke\T) |
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Number: | 1 |
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Permission required: | Burgerbibliothek Bereichsleitung |
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