Signatur: | VA BJW |
Titel: | Verwaltungsarchiv Burgerliches Jugendwohnheim |
Entstehungszeitraum: | 1675 - 2013 |
Bestandesgeschichte / Charakterisierung: | Geschichte: Nachdem im 17. Jahrhundert ein erster Versuch gescheitert war, konnte im 18. Jahrhundert ein Waisenhaus den Betrieb aufnehmen, das heute noch unter dem Namen Burgerliches Jugendwohnheim besteht. Mit den Vorarbeiten dazu wurde 1755 eine Kommission des Grossen Rates beauftragt. Bereits 1757 wurde das Waisenhaus in der Speichergasse eröffnet, allerdings bis 1779 erst als Provisorium. Nach der definitiven Einrichtung kaufte die Obrigkeit 1782 die Tschiffeli-Besitzung, zu der 1823 noch die Hirschenhalde (der Aarehang nördlich des Waisenhauses) dazu kam. 1786 konnten die Zöglinge das neue Haus beziehen. In den 1870-er Jahren verkaufte die Burgergemeinde Teile des Areals (1870 Hemmannhäuser, Imhofbesitzung und Frutinggarten, 1876 Waisenhausmätteli, 1878 weitere Liegenschaften an der Speichergasse) der Stadt, die an der Stelle des Waisenhausmättelis das Kunstmuseum, an der Speichergasse das Primarschulhaus und das Gymnasium errichtete. 1859 kam neben das Waisenhaus eine Turnhalle zu stehen (Hodlerstrasse 6, heutiger Westteil der Polizeikaserne). Für die Einrichtung eines Mädchenwaisenhauses kaufte die Burgergemeinde 1836 das Studer-Gut in der Villette (Effingerstrasse 41d / Haslerstrasse 18). 1875 verkaufte die Burgergemeinde die untere Villettenmatte, 1930 den Rest des Gutes. Nach einer Zwischenlösung in der Bioncourtbesitzung zogen die Mädchen 1938 mit den Knaben zusammen ins neue Haus am Melchenbühlweg 8. Die folgende Zusammenstellung gibt einen Überblick über die Belegung der verschiedenen Waisenhäuser:
Knaben: Unteres Spital (Predigerkloster): 1657-1684 Waisenhaus Speichergasse 6: 1757-1759 Waisenhaus Bollwerk (Besitzung Engel): 1759-1786 Knabenwaisenhaus Waisenhausplatz 32: 1786-1938 Burgerliches Jugendwohnheim Melchenbühlweg 8: 1938-2018
Mädchen: Unteres Spital (Predigerkloster): 1657-1684 Waisenhaus Speichergasse 6: 1765-1786 Waisenhaus Bollwerk (Besitzung Engel): 1786-1837 Mädchenwaisenhaus Villette (Studer-Gut): 1837-1931 Mädchenwaisenhaus Alexandraweg 28: 1931-1938 Burgerliches Jugendwohnheim Melchenbühlweg 8: 1938-2018
Für die Zöglinge des Waisenhauses wurde bis zur Aufhebung 1952 eine Hausschule betrieben. Weitere Details zur Geschichte der Waisenhäuser sind in der Literatur zu finden.
Bestand: Das VA BJW enthält praktisch keine Unterlagen zum Waisenhaus des 17. Jahrhunderts; diese dürften sich eher im Staatsarchiv befinden. Ein Teil des Waisenhaus-Archivs war früher unter Mss.h.h. XXXIII eingereiht, wurde jedoch schon vor längerer Zeit in den aktuellen Bestand integriert. Weitere Dokumente befinden sich im Archiv der Burgerkanzlei. Separat aufbewahrt und erschlossen werden grafische Dokumente: Fotos und Pläne (Hinweise am entsprechenden Ort im Inventar). Rechnungswesen: Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Rechnungen: die Waisenhausrechnung, die sich auf die Verwaltung des gesamten Vermögens und den Betrieb aller Waisenhäuser bezieht; daneben die Monatsrechnungen des Knaben- resp. Mädchenwaisenhauses, die nur die Ausgaben enthalten, die in der Kompetenz des Vorstehers liegen. Die Rechnungsbeilagen befanden sich in einem Durcheinander, das eine Trennung nach den verschiedenen Rechnungen teilweise illusorisch macht. Deshalb sind sie auch nicht separat erschlossen. Ebenfalls im Kapitel "Finanz- und Rechnungswesen" sind die Familienkisten aufgeführt, da zwischen ihnen und dem Waisenhaus eine ausschliesslich finanzielle Beziehung besteht. Die Insassen der Waisenhäuser sind, vor allem im 20. Jahrhundert, recht gut dokumentiert. Aus dem 19. Jahrhundert haben sich viele Zeugnisabschriften erhalten. Die neusten Akten unterliegen noch dem Datenschutz, weshalb sie nur unter den wenigen vom Gesetz vorgesehenen Umständen zur Einsicht freigegeben werden. Für den internen Gebrauch existiert eine detaillierte Namensliste.
In der Abteilung Grafik der Burgerbibliothek werden noch weitere Dokumente zum Waisenhaus aufbewahrt. Es handelt sich um ein Fotoalbum von Rudolf Zbinden (1881-1973), der von 1901-1911 Lehrer am Waisenhaus war, und trägt den Titel "Bilder aus dem Leben im burgerlichen Waisenhaus Bern", sowie um eine Reihe von Fotografien, die zusammen mit dem Album in die BBB gelangt sind. Die Signaturen sind: FPa.5 FP.A.25 FP.B.41-42 FP.C.514-524 FP.D.436-443 FN.G.C.235-237
Die Leiter und Leiterinnen der Burgerlichen Waisenhäuser, ab 1990 Burgerliches Jugendwohnheim Schosshalde:
a) Knabenwaisenhaus von - bis Jahre 1. Emanuel Baumann, Stadtalmosner: 1757-1758 2. Sam. Rudolf Wyss, Lateinschulmeister zu Murten: 1758-1783 3. Isaak Bernhard Desgouttes, Helfer zu Herzogenbuchsee: 1783-1796 4. Friedrich Gerwer, Provisor an der Lateinschule: 1796-1819 5. Emanuel Schärer, Konrektor des Gymnasiums: 1819-1823 6. Rud. Fetscherin, V.D.M., erster Elementarlehrer an der öffentlichen Schule: 1823-1833 7. Rud. Bernh. Bay, Zuchthausprediger: 1834-1845 8. Albert Rütimeyer, Pfarrer in Biglen: 1845-1851 9. Adolf Lutz, gewesener Pfarrer in Lauenen: 1851-1858 10. Moritz Jäggi, Pfarrer in Kerzers: 1858-1879 11. Jakob Lütschg, Lehrer an der Lerberschule: 1880-1898 12. Werner Glur, Bezirkshelfer, früher Pfarrer in Wattenwil: 1898-1911 13. Hans Buchmüller, Lehrer am Freien Gymnasium: 1911-1935 14. Karl Bürki, Sekundarlehrer in Kirchberg: 1936-1938 b) Mädchenwaisenhaus 1. Witwe Elisabeth Brunner geb. Dick: 1765-1770 2. David Greber, Candidat, und Frau: 1770-1774 3. Frau Rytz, Witwe des gewesenen Pfarrers zu Diessbach bei Büren:1774-1785 4. Jungfer Elisabeth Baumann, Tochter des ersten Waisenvaters: 1785-1790 5. Frau Schmid geb. Schoor: 1790-1807 6. Frau Käsermann geb. Plüss, Witwe des Müllermeisters: 1820-1852 7. Fräulein M. H. Jäggi, bisherige Lehrerin: 1852-1869 8. Fräulein Ida Lutz, bisherige Lehrerin: 1869-1898 9. Fräulein Ida Lauterburg, frühere Lehrerin: 1898-1922 10. Fräulein Martha Glur, bisherige Lehrerin: 1922-1936 11. Fräulein Elisabeth Bohnenblust, bisherige Lehrerin: 1936-1938 c) ab 1938 koedukativ geführtes Waisenhaus / ab 1990 Jugendwohnheim 1. Karl Bürki, bisheriger Leiter des Knabenwaisenhauses seit 1936: 1938-1957 2. Hans Küpfer, Sekundarlehrer in Biel: 1957-1959 3. Pierre + Heidi Wissler, Pfarrer in Sumiswald: 1959-1989 4. Fritz + Romy Kläy, Psychologe und Berufsberater: 1989-2011 5. Peter Hostettler, Sozialpädagoge und Betriebswirtschafter: 2011-2014
Auf Ende 2018 hörte das Burgerliche Jugendwohnheim zu existieren auf. Seither betreibt die Burgergemeinde die Institution SORA (Sozialraum) mit einem neuen Konzept; das Gebäude am Melchenbühlweg 8 wird vermietet. |
Umfang: | 37,5 Laufmeter |
Bestandesbeschreibung |
Bibliographie: | Brönnimann (2007); BBB: D 3344 |
| Burgergemeinde (1986) |
| Hubacher (2007); BBB: D 3345 |
| Morgenthaler (1938) |
| Schaller (2007); BBB: D 3346 und 3347 |
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Rechtsform: | Juristische Person |
Erschliessungsgrad: | Detailliert |
Findmittel-Form: | Digital |
Findmittel-Qualität: | Vollinventar |
Stufe: | Bestand |
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Deskriptoren |
Einträge: | Burgergemeinde (1986) (Bibliographie/Nachschlagewerke\B) |
| Morgenthaler (1938) (Bibliographie/Nachschlagewerke\M) |
| Hubacher (2007) (Bibliographie/Nachschlagewerke\H) |
| Schaller (2007) (Bibliographie/Nachschlagewerke\Sch) |
| Brönnimann (2007) (Bibliographie/Nachschlagewerke\B) |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | siehe auch: VA BK 805 (14) Presseartikel über das Waisenhaus, 1945 (Akten/Dossier/Grafik/Bandteil/Korrespondenz)
siehe auch: VA BK 243 DC Bank; Casino; Burgerbibliothek; Naturhistorisches Museum; Burgerliches Jugendwohnheim, 1985-2004 (Konvolut/Codices/Bände)
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=121747 |
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