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Cod. 98 (A) Sammelband: Chronique dite de Baudouin d'Avesnes; Brunetto Latini: Livre du Trésor (Auszüge); Enseignements moraux et religieux; Plainte de la Vierge; Table de la foi catholique; Pardons du pèlerinage à Rome, franz., 1300 (ca.)-1415 (ca.) (Codex Produktionseinheit)
Identifikation sachlich |
Signatur: | Cod. 98 (A) |
Titel: | Sammelband: Chronique dite de Baudouin d'Avesnes; Brunetto Latini: Livre du Trésor (Auszüge); Enseignements moraux et religieux; Plainte de la Vierge; Table de la foi catholique; Pardons du pèlerinage à Rome, franz. |
Darin: | Sammelband: Chronique dite de Baudouin d'Avesnes; Brunetto Latini: Livre du Trésor (Auszüge); Enseignements moraux et religieux; Plainte de la Vierge; Table de la foi catholique; Pardons du pèlerinage à Rome, franz. |
Blattzählung: | Moderne Foliierung: 1-156; alte Foliierung von der Rubrikatorenhand, jeweils oben auf dem verso, in röm. Ziffern cxxiiii-cxxxix (f. 1-16), cxlviii-clxxix (f. 17-48), cxl-cxlvii (f. 49-56, Lage verbunden), clxxx-cclxxix (f. 57-156); voraus fehlen also 123 gezählte Bll., vielleicht 15 Quaternionen und 1 Binio mit einem ersten ungezählten Blatt. |
Format: | 35 x 26-26,5 cm, ungleichmässig beschnitten (alt) |
Sprache: | Französisch |
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Buchblock |
Entstehungszeitraum: | ca. 1300 - ca. 1415 |
Entstehungszeitraum, Streudaten: | Hauptteil (bis f. 118rb) 1. Dekade 14. Jh., weitere Teile 1. Drittel bzw. 2. Viertel 14. Jh. (Stones, Hemzik), Nachträge (f. 154ra-156ra: datiert 1397) Ende 14. Jh./ Anfang 15. Jh. |
Entstehungsort: | Frankreich: Lothringen (Metz) |
Material / Beschreibstoffe: | Pergament |
Material / Beschreibstoff Anm.: | Pergament ungleichmässig, vielfach repariert, im hinteren Teil ungleichmässige Qualität. |
Lagen: | 12 IV{96}[Lage 7 verbunden, gehört zwischen die Lagen 2 und 3, vgl. die Reklamanten und die Bemerkungen f. 16v, 48v] + II{100} + 3 IV{124} + 2 II{132} + 3 IV{156}; Reklamanten jeweils auf dem letzten verso unten rechts (ab f. 124v fehlend); gelegentlich Blattzählung der ersten Lagenhälfte, je auf dem recto unten rechts: a+–d+ (f. 49r–52r, mit Blei), a ii – d v [sic] (f. 57r–60r, in Rot), a–d (f. 89r–92r, in Rot), a+–c+ (f. 129r–131r). |
Seiteneinrichtung: | Zweispaltig, Schriftspiegel 26-26,5 x 20-20,5 (9-9,5) cm, 41 Zeilen; ab f. 125 meist 25-26 x 20 (9-9,5) cm, 39-40, gegen Ende auch bis 42 Zeilen; Linierung mit feinem Blei; Punktierung am Rand teilweise erhalten. |
Schrift / Schreiber: | Gotische Minuskel (Textualis), geschrieben von mindestens sieben Händen: Hand 1 schreibt bis f. 118rb und wohl 129ra-132rb; Hand 2 von f. 118rb-124vb und von f. 132rb-135rb, 136ra-140va; eine rundere Hand 3 schreibt f. 132rb, 135va-b, 138va-b, 140vb-143vb. Weitere, nicht immer sicher zu scheidende Hände: f. 125ra-128va; 143vb-147vb; 147vb-151vb; 151vb-153vb; hinzu kommt die Nachtragshand f. 154ra-156ra, die eine Art Urkundenschrift schreibt. |
Ausstattung / Buchschmuck: | Reich verziert mit Goldgrund-Miniaturen (s. unten) und zahlreichen Initialen von geübter Hand; zu unterschieden sind zwei Teile respektive Maler: Laut Hemzik (1995), S. 474, lässt sich der erste Maler dem in der ersten Dekade des 14. Jh. aktiven Kreis um Renaud de Bar zuordnen – Stones (2015), S. 51, identifiziert ihn mit dem Maler der Liège Apocalypse; der zweite Maler kann dem um die Mitte des 14. Jh. in Metz aktiven sogenannten Boethius-Master zugeordnet werden. Im Hauptteil (bis f. 118rb) zu Beginn der gezählten Kapitel grosse rot-blaue, meist 6-zeilige, mit Ornamentlinien dicht gefüllte Zierbuchstaben; von diesen strahlen nach oben und unten die aus blauen und roten J-artigen Gebilden zusammengesetzten Fleuronnée-Randleisten aus. Innerhalb der Kapitel werden die Abschnitte eingeleitet durch 2-zeilige, wechselnd rote und blaue Lombarden mit Fadenranken (teils schwarzblau bzw. weinrot) in der Gegenfarbe; Kapitelzählung, Titel und Zierleisten am Ende der Abschnitte in Rot, ebenso die Seitenzählung am oberen Rand. |
Bilder / Malerei / Maler: | Zu Beginn der Kapitel insgesamt zehn rechteckige Miniaturen (je 5-6 x 4-6 cm) des ersten Malers in Goldgrund- und Deckfarbenmalerei. In diesen Miniaturen, die des Rahmens und jeder umgebenden Ornamentik entbehren, sind die ziemlich unbeholfenen Figuren, mit schwarzen Umriss- und Faltenstrichen gezeichnet und mit Lokalfarben (Zinnober, Rosa, Blau) getönt, Blattgold füllt den Hintergrund: 33vb (Kap. 52). Nach Caesar ist der rot gewandete Cato aufgestanden und spricht sich für die Verurteilung Catilinas aus. 75rb (Kap. 67). Caesar thront auf einem mit Tierköpfen und -beinen verzierten Faltstuhl, ausgestattet mit den Insignien des Herrschers; er ist umgeben von barhäuptigen Männern. 82vb (Kap. 76). Caesar und seine Berittenen kämpfen gegen die Elefantenreiter, im Vordergrund sitzt Cato, den Giftbecher leerend. 87ra (Kap. 81). Der thronende Caesar ist umgeben von fünf kleineren Figuren, von denen zwei den Dolch zücken, um ihn zu ermorden. 92rb (Kap. 84). Vor dem thronenden Octavian, mit Krone, Weltkugel und Lilienzepter, knien Abgesandte, die Geschenke bringen und um Frieden bitten. 93ra (Kap. 85). Voraussage des aus Wolken auftauchenden Engels an Zacharias und Verkündigung an Maria durch einen stehenden Engel. 96rb (Kap. 88). Mit Schüsseln und Trinkgerät bestellte Tafel, an der die Könige Herodes und Herodias sowie ein barhäuptiger Mann sitzen; davor sind die im Tanz zu Boden fallende Salome sowie die Enthauptung des Täufers und die Überreichung des Hauptes dargestellt; rechts der schlanke Turm des Gefängnisses. 96vb (Kap. 89). Der an schlankem Kreuzstamm mit stark gebogenem Körper wiedergegebene Christus ist umgeben von Maria und Johannes. 101ra (Kap. 91). Nero lässt seinem in einem Badezuber sitzenden Lehrer Seneca die Adern öffnen. 115vb (Kap. 92). Auffindung und Aufrichtung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena, links vom Kreuzstamm kniend; rechts in gleichem Abstand vier Männer im Gebet. Ab f. 118ra wechselt der Schmuck: An die Stelle der Miniaturen treten Goldgrund-Initialen (s. unten), die grossen Zierbuchstaben verschwinden, zusätzlich zu den wenigen 2-zeiligen treten häufige, einfach verzierte einzeilige Fleuronnée-Initialen in den Gegenfarben rot und blau auf. Es kennzeichnet die beiden Abschnitte f. 118rb-124vb und f. 132ra-140va, dass auch die Satzanfänge durch Fleuronnée verziert sind und sich nur hier (an den Rändern von f. 121r-124v und 132v-139v) Anweisungen für die Rubrizierung finden Die 6 figürlichen, 7- bis 9-zeiligen, mit Dornblattranken verzierten Goldgrund-Initialen «Lettrines» des zweiten Malers sind wesentlich anspruchsvoller durch die in der Bewegung vorzüglich erfassten und durch die Abstufung des Farbtons modellierten Figuren: Die Szenen werden umrahmt von prächtigen Initialbuchstaben, die von breiten, mit weisser, abstrakter Blattornamentik gefüllten Schenkeln gebildet sind und von einer schmalen Leiste rechteckig eingefasst werden. Aus dem Initialkörper spriessen nach oben und unten kurze, mit fleischigen Dornblättern besetzte Ranken; sie sind gebettet in goldene, ausgezackte Polster. Die Farben der Gewänder sind leuchtendes Mennig, Tiefblau, Purpur, schwärzliches Violett; bei den bei den Blättern vermitteln weisse Lasuren den Eindruck fleischiger Substanz: 118rb B. König Salomon, in grauviolettem Kleid und tiefblauem Mantel, unterrichtet seinen vor ihm auf einem Schemel sitzenden Sohn, in karminrotem Rock, zinnoberrotem Mantel und mit Hermelin besetzter Mütze. 121ra C. Der Tod als Gerippe galoppiert, langgestielte Pfeile schwingend, auf einem schwarzbraunen Pferd. 121vb L. Ein weissbärtiger Lehrer, mit rotem Käppchen, rotem Mantel und blauem, weiss gehöhtem Rock unterrichtet aus einem vor ihm aufgelegten Buch die zu seinen Füssen hockenden Schüler. Tiefblauer, schwarz gegitterter Grund. 132va N. Christus spricht zu zwei ihm gegenüberstehenden Aposteln. 135va O. Sitzender Bischof zwischen einem bärtigen Philosophen in rotem Mantel und einem Mann (Rechtsgelehrter?), der ein langes purpurrotes Gewand mit weiten Ärmeln und eine rote Kappe trägt. 139ra. B. Boethius, mit rotem Kleid, schwarzviolettem Mantel und blauer Mütze, sitzt vor einem runden Tisch, auf dem viele Bücher stehen. Oben, auf dem Goldgrund, blaues Himmelsfragment mit vier goldenen Sternen. Dazu kommen drei, vielleicht etwas jüngere, nicht figürliche Goldgrundinitialen, blau, weiss gehöht, Randranken mit Dornblättern (entsprechend neuen Schreiberhänden): 143vb E; [147vb nicht ausgeführt]; 152ra zwei L-Initialen, mit schlanken Rankenstielen, die scharf und spitz geschnittene Dreiblätter und Herzblätter aussenden. Sehr schönes Blattgold. |
Spätere Zusätze: | f. 156rb Um 1570 Eintrag von familienchronikalischen Notizen, s. oben Provenienz; f. 17r Titelnotiz von M. Wilds Hand 'Liber exemplorum Histor[icus] et Ethicus Gallice mutilus', möglicherweise damals noch die erste Seite des Codex. |
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Weitere Angaben |
Ort: | Metz (F) |
Bibliographie: | Bossuat (1943); S. 348 |
| Chabaille (1856); S. 447-449, 455-456. |
| Flutre (1932); S. 30 |
| Galderisi (2011); Nr. 53.2, 60.9, 78.1. |
| Hemzik (1995); S. 450-476 |
| JONAS (Internet); http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/7960 |
| Ruhe (1968); S. 193-196 |
| Ruhe (1969); S. 54 [Sigle D] |
| Stones (2013); Part one (2013), Bd. 1, S. 71; Bd. 2, S. 318–319; Part two (2015), Bd. 1, S. 31, 51 |
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Deskriptoren |
Einträge: | Metz (F) (Orte\F\Frankreich (F)) |
| JONAS (Internet) (Bibliographie/Nachschlagewerke\J) |
| Hemzik (1995) (Bibliographie/Nachschlagewerke\H) |
| Stones (2013) (Bibliographie/Nachschlagewerke\St) |
| Bossuat (1943) (Bibliographie/Nachschlagewerke\B) |
| Chabaille (1856) (Bibliographie/Nachschlagewerke\C) |
| Flutre (1932) (Bibliographie/Nachschlagewerke\F) |
| Galderisi (2011) (Bibliographie/Nachschlagewerke\G) |
| Ruhe (1969) (Bibliographie/Nachschlagewerke\R) |
| Ruhe (1968) (Bibliographie/Nachschlagewerke\R) |
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Behältnisse |
Anzahl: | 1 |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=130850 |
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