Signatur: | N Samuel Guyer |
Titel: | Nachlass Samuel Guyer (1879-1950) |
Entstehungszeitraum: | 19. Jh. - ca. 2012 |
Bestandesgeschichte / Charakterisierung: | Samuel Guyer wurde 1879 in Marseille geboren. Sein Vater Johannes Guyer (1837-1900) war seit 1862 Pfarrer der dortigen deutschsprachigen reformierten Pfarrei. Mit 13 Jahren wurde Samuel Guyer an das humanistische Gymnasium in Basel geschickt. Nach der Matura 1898 studierte er zunächst Theologie an den Universitäten Basel, Berlin und zuletzt Zürich, wo er 1902 das Staatsexamen ablegte. Anschliessend begann Guyer ein Pfarrvikariat in Oberrieden (ZH). Doch merkte er bald, dass der Pfarrberuf nicht das Richtige für ihn war. Im Sommer 1904 begann Samuel Guyer deshalb das Studium der Kunstgeschichte in Zürich. Im Januar 1906 reichte er bei Johann Rudolf Rahn (1841-1912), dem Begründer der Schweizer Kunstgeschichte, seine Dissertation ein mit dem Titel "Die christlichen Denkmäler des ersten Jahrtausends in der Schweiz", mit der er am 3. März 1906 promoviert wurde. Die Arbeit erschien 1907. Guyers Interessensschwerpunkt lag auf der frühchristlichen Architektur Kleinasiens und Nordmesopotamiens. Von April bis Juli 1906 bereiste Guyer den Südosten Kleinasiens, insbesondere die Gegend um die antike Landschaft Kilikien. Im Winter 1907 trat Guyer zusammen mit dem Architekten und Orientarchäologen Ernst Herzfeld (1879-1948) erneute eine Reise nach Korykos sowie Meriamlik an. Gemeinsam reisten sie zunächst nach Konstantinopel, wo der deutsche Archäologe Theodor Wiegand (1864-1936) für sie bei den türkischen Behörden die notwendigen Genehmigungen erwirkt hatte. Aufgrund des Ersten Weltkriegs und der Wirtschaftskrise konnte die Ergebnisse dieser Forschungsreise erst 1930 mit Hilfe amerikanischer Geldern erscheinen. Das vor allem von Guyer gesammelte Material zu weiteren Bauten Kilikiens blieb unveröffentlicht und wird heute an der Universität Freiburg im Breisgau aufbewahrt. 1908 heiratete Samuel Guyer die Bernerin Hanna Bäschlin (1888-1952). Das Paar hatte drei Töchter: Maria, genannt Marucci, (1910-1999), Elisabeth (1913-1988) und Gertrud (1920-2013). Die Familie lebte bis zum Ersten Weltkrieg überwiegend auf dem Familiengut Pally in Haidenschaft (heute Ajdovščina in Slowenien), welches sie nach dem Zweiten Weltkrieg vollends verlor. 1910 reiste Guyer von Triest über Alexandria, Port Said und Beirut nach Aleppo. Von hier aus begann er seine Reise durch Nordmesopotamien. Der Weg führte über Gaziantep, Birecik, Urfa, Viranşehir nach Diyarbakir. Unterwegs wurden alle am Rande des Weges gelegenen Ruinen besucht und aufgenommen. Im Januar und Februar 1911 war Guyer in Samarra und grub mit Herzfeld in der Grossen Moschee. Ende Februar kam Guyers Schwester Hanna Schaetti-Guyer (1881–1965) hinzu. Gemeinsam bereisten sie erneut Nordmesopotamien, diesmal den Tigris aufwärts bis Cizre durch das Kalksteingebirge Tur Abdin über Midyat,Nisibis, Dara und Mardin nach Diyarbakir und schliesslich über Urfa und Aleppo wieder in die Heimat. Ab 1920 war Guyer im Kanton Schwyz für die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Innerschweiz tätig. 1926 siedelte die Familie nach München über, wo Guyer als Privatgelehrter lebte. 1938 zog die Familie wieder in die Schweiz, um kurz darauf den Wohnsitz nach Rom und dann nach San Domenico di Fiesole bei Florenz zu verlegen. In dieser Zeit verfasste Samuel Guyer populärwissenschaftliche Bücher, unzählige Beiträge, Feuilletons und Rezensionen insbesondere für die Neue Zürcher Zeitung und seit 1940 für die Schweizerischen Monatshefte. Aus dieser Publikationstätigkeit bestritt Guyer seinen Lebensunterhalt. Samuel Guyer verstarb am 26. August 1950 in Bern an einem Herzleiden.
Der Nachlass umfasst nur wenige persönliche Unterlagen von Samuel Guyer. Der Überlieferungsschwerpunkt liegt auf seinen wissenschaftlichen und publizistischen Arbeiten. Diese sind zum einen durch Fotografien zu den Reisen im Nahen Osten illustriert und andererseits durch Typoskripte und Sonderdrucke dokumentiert. Ebenfalls im Nachlass überliefert sind schriftliche Unterlagen wie etwa Korrespondenz und Fotografien zu weiteren Familienmitgliedern, etwa zu Maria Wasem-Guyer und der Künstlerin Gertrud Guyer-Wyrsch, sowie zu verwandten Familien wie den Familien Rieter, Rittmeyer, Züblin und Bäschlin. Damit bildet der Nachlass von Samuel Guyer eine Ergänzung zu den Dokumenten dieser Familien und Einzelpersonen im Familienarchiv Müller.
Der Nachlass kam 2021 als Schenkung der Tochter von Getrud Guyer-Wyrsch in die Burgerbibliothek Bern.
Hinweise zu Unterlagen zu Samuel Guyer in anderen Archiven: - Lehrstuhl für Christliche Archäologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau - Samuel Guyer und Ernst Herzfeld betreffende Briefe und Akten sind auch im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin-Preußischer Kulturbesitz in Berlin zu finden (vgl. https://brill.com/display/book/edcoll/9789047406587/B9789047406587_s015.xml?language=en)
Februar 2024 Nadja Ackermann |
Umfang: | 1,8 Laufmeter |
Bestandesbeschreibung |
Person: | Bestandsbildner / Bestandsbildnerin: Guyer, Heinrich Johann Samuel (1879-1950) |
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Rechtsform: | Natürliche Person |
Erschliessungsgrad: | Detailliert |
Findmittel-Form: | Digital |
Findmittel-Qualität: | Vollinventar |
Stufe: | Bestand |
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Deskriptoren |
Einträge: | Guyer, Heinrich Johann Samuel (1879-1950) (Personen\Natürliche Personen\G) |
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Behältnisse |
Anzahl: | 1 |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=446530 |
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