Ref. code: | N Egbert Moehsnang |
Title: | Nachlass Egbert Moehsnang (1927-2017) |
Creation date(s): | 1838 - 21. Jh. |
Bestandesgeschichte / Charakterisierung: | Egbert Moehsnang, Maler, Zeichner und Kupferstecher, geboren am 9.12.1927 in Amberg (D), gestorben am 26.11.2017 in Schüpfen. Sohn des Josef Mössnang und der Bertha geb. Weiss. 1948 Heirat mit Lilli Wolf, seit Anfang der 1960er-Jahre geschieden, Schweizer Bürger seit 1977. Nach dem Schulbesuch in Straubing im September 1943 Beginn der Lehre als Glasmaler in München. Anfang 1944 Aufgebot als Flakhelfer der Luftwaffe. Nach kurzer Ausbildung stand er von März 1944 bis Ende 1944 in Augsburg im Einsatz. Anfang 1945 folgte die Verlegung in die Gegend von München, danach Auflösung der Truppe und für Moehsnang die mehrmonatige Kriegsgefangenschaft in einem amerikanischen Lager. Nach der Rückkehr nach Straubing Mitte 1945 betätigte er sich als Karikaturist, Maler, Bühnenmaler und Werbegrafiker. Um 1950 Übersiedlung in die Schweiz. Als autodidaktischer Künstler wohnte und arbeitete er ab 1952 im Künstlerhaus an der Postgasse 20 in Bern. Wesentliche Impulse für sein künstlerisches Schaffen erhielt Moehsnang in den 1950er-Jahren durch die in Bern u.a. durch Arnold Rüdlinger vermittelten Avantgarden des französischen und amerikanischen Informel (Kunstbewegung der abstrakten Malerei). In dieser Zeit änderte er auch die Schreibweise seines Namens von Moessnang zu Moehsnang. In einem Ausstellungskatalog schreibt er dazu: «Ich schrieb mich eine Zeitlang ebenfalls so [wie der Vater Moessnang/Mössnang, Anmerkung der Autorin] und dann Moehsnang (alles nur wegen dem scharfen s)». 1970 zog er zusammen mit seiner Schweizer Lebenspartnerin und deren Kinder nach Schüpfen in ein Bauernhaus mit Atelier im Dachstock, wo er bis zu seinem Tod 2017 arbeitete und lebte. Ab 1955 stellte Moehsnang an Ausstellungen u.a. in den Galerien Schindler und Kornfeld in Bern, an Gruppenausstellungen in der Kunsthalle Bern und 1987 und 2007 an Einzelausstellungen im Kunstmuseum Bern aus. Studienreisen führten ihn v.a. nach Italien (u.a. mehrmonatiger Aufenthalt 1961/62 in Rom) und Griechenland. Seine letzte Ausstellung bereitete er 2017 für die Galerie Soon vor, Moehsnang verstarb jedoch kurz vor der Eröffnung. Moehsnang erhielt mehrere Auszeichnungen: 1957 das Aeschlimmann Corti Stipendium, 1976 den Preis der Internationalen Triennale für farbige Druckgrafik, Auszeichnungen im Wettbewerb «Die schönsten Schweizer Bücher» für die Buchgestaltung von «Moehsnang» (1987) und «Us der Gschicht vo Landshuet» (1989). Moehsnang gilt als ein Vertreter des Schweizer Informel. Er blieb in seinem Ausdruck mehrheitlich abstrakt, setzte sich aber immer wieder auch mit mythologischen Themen auseinander. Seine Werke schuf er, nach eigener Aussage, aus einer «inneren Notwendigkeit» heraus. Sein Werk erstreckt sich über gut sieben Jahrzehnte und gründet in autodidaktischen Studien. Seine künstlerischen Tätigkeitsbereiche waren äusserst vielfältig. Nebst Gemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken schuf er auch Kunst im öffentlichen Raum, Skulpturen, Glasfenster und Tapisserien. Schwerpunkte seines Schaffens bildeten die Malerei und der Kupferstich. Er selbst wählte für einen Artikel den Titel: «Der Maler und Kupferstecher. M. und das Kupfer». Intensiv setzte er sich etwa mit den Meistern der Frührenaissance und mit druckgrafischen Techniken auseinander. Er belebte den Kupfertiefdruck mit neuer Formensprache. Eingehend beschäftigte er sich auch mit Spielkarten und schuf die Kartenspiele Bridge (1978), ein neues Deutschschweizer Jasskartenset (1982) als Auftragsarbeit für die Firma AGMüller und Golden Patience (1999). Wegen gesundheitlicher Einschränkungen im hohen Alter erweiterte er die Möglichkeiten der Radierung mit Hilfe digitaler Techniken und schuf damit Vorlagen für grossformatige Werke im Tiefdruckverfahren. Für den öffentlichen Raum schuf er verschiedene Auftragswerke so etwa die Glasmalereien der Kirche Berzona, der Französischen Kirche Bern, des ehemaligen Klosters auf der St. Petersinsel am Bielersee, Rundbogenmalerei der Friedenskirche Bern, Malereien der Flügeltüren der Schwalbennestorgen der Stadtkirche Biel, Diptychon im Kirchgemeindehaus Steffisburg, Diptychon der Zunft zu Schiffleuten und Tapisserien für die Kantonalbank Bern und für Camel (Philipp Moris) im Fabrikgebäude in Dagmersellen.
Der Nachlass dokumentiert die vielfältige künstlerische Laufbahn über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren und umfasst eine grosse Sammlung an Dossiers, die den Produktionsprozess einzelner Werke, Projekte oder Publikationen aufzeigen. Ebenfalls enthalten sind Unterlagen zu Ausstellungen, Werkverzeichnisse, eine umfangreiche fotografische Werkdokumentation sowie einige Künstlerwerkzeuge. Weiter enthält der Bestand von Moehsnang verfasste Texte. Darunter sind besonders die bisher unveröffentlichten autobiografischen Aufzeichnungen mit Erinnerungen an seine Jugendzeit und seinen Einsatz als Flakhelfer im Zweiten Weltkrieg hervorzuheben. Der Nachlasses enthält auch persönliche Unterlagen, Korrespondenzen (u.a. mit dem Kunsthistoriker und Schriftsteller Paul Nizon) und wenige Dokumente seiner Eltern und Grosseltern. Der Bestand umfasst weiter mehrere Fotoserien mit Porträtaufnahmen des Künstlers, mit Aufnahmen, die das Atelier, den Herstellungsprozess der Kupferstiche und das Druckverfahren zeigen, sowie eine Sammlung mit Familienfotografien. Der schriftliche Nachlass wird ergänzt durch eine Auswahl von Arbeiten auf Papier als Beleg für das künstlerische Schaffen, vorhanden sind Probe- als auch Auflagendrucke. Darin enthalten sind u.a. Kinder- und Jugendzeichnungen, Entwürfe und Studienblätter, druckgrafische Werke in Form von Probe- und Auflagendrucken sowie, als Zeugnis für das malerische Schaffen, eine in Öl gemalte Ansicht der Stadt Bern. Ein grosser Teil des druckgrafischen künstlerischen Nachlasses befindet sich in der graphischen Sammlung der ETH Zürich.
Der Nachlass wurde der Burgerbibliothek 2020 von der Erbengemeinschaft als Schenkung übergeben.
April 2022 Ruth Stalder |
Umfang: | 5 Laufmeter |
Link: | Website |
Bestandesbeschreibung |
Person: | Bestandsbildner / Bestandsbildnerin: Moehsnang, Egbert (1927-2017) |
Bibliographie: | Moehsnang (2003) |
| Nizon (1987) |
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Legal form: | Natürliche Person |
Level of description: | Detailliert |
Finding Aid Form: | Digital |
Quality of finding aid: | Vollinventar |
Level: | Bestand |
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Descriptors |
Entries: | Moehsnang, Egbert (1927-2017) (Personen\Natürliche Personen\M) |
| Moehsnang (2003) (Bibliographie/Nachschlagewerke\M) |
| Nizon (1987) (Bibliographie/Nachschlagewerke\N) |
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Containers |
Number: | 7 |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=425207 |
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