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N Paul Hofer Nachlass Paul Hofer (1909-1995), 1928-1995 (Bestand)
Ref. code: | N Paul Hofer |
Title: | Nachlass Paul Hofer (1909-1995) |
Creation date(s): | 1928 - 1995 |
Bestandesgeschichte / Charakterisierung: | Paul Hofer, 1909 in Bern geboren, ist seiner Heimatstadt zeitlebens treu geblieben. Nach der Matura am Literargymnasium in Bern 1929 fällt ihm zunächst die Berufswahl schwer. Er denkt daran, Bildhauer zu werden, entscheidet sich indessen für das Studium der Kultur- und Kunstgeschichte. Nach wenigen Semestern Philosophie wechselt er sein Hauptfach und stellt nun die Kunstgeschichte in den Mittelpunkt. Zwei Studienjahre, 1931-33, führen ihn nach München zum renommierten Kunsthistoriker Wilhelm Pinder (1878-1947; seit 1920 Professor in Leipzig wechselt er 1927 nach München), dem anerkannten Spezialisten für deutsche Plastik des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Bei Pinder begegnet Hofer einem seiner zukünftigen Generalthemen, der Barockplastik. Wieder zurück, promoviert Paul Hofer 1938 mit einer Arbeit zur Landschaftsmalerei im Norditalien des 16. Jahrhunderts. Sein Lehrer und Mentor ist Professor Hans Robert Hahnloser (1899-1974), von 1934-1968 ordentlicher Professor für Kunstwissenschaft später Kunstgeschichte an der Universität Bern.
1939 begegnet Paul Hofer Gertrud Wild. Die 1942 geschlossene Ehe bleibt kinderlos. Das Ehepaar bezieht 1961 ein Haus in der damals aufsehenerregenden Halensiedlung, gebaut vom avantgardistischen Atelier 5. Zwanzig Jahre später (1982) erfolgt der Umzug in die Villette nach Muri, auch hier wieder eine in kühnem Wurf konzipierte Siedlung an der Schnittstelle Stadt-Land.
Die ersten Jahre nach Studienabschluss sind erfüllt von vielfältiger Tätigkeit: Paul Hofer schreibt Kunstkritiken; Studienreisen führen ihn nach Italien, England, Frankreich und Deutschland, nach Prag und Wien; erste Lehrtätigkeiten kommen hinzu; schliesslich ein grosser Auftrag: die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Stadt Bern. Bei Grabungen in der Berner Altstadt wirkt Paul Hofer mit, bei Restaurierungen gibt er seinen fachmännischen Rat und überträgt diese Erfahrungen denn auch auf die ordnungspolitische Ebene mit seinem Beitrag zu den 'Altstadtartikeln' für die Stadtberner Bauordnung.
Im Jahre 1948 setzt die akademische Lehrtätigkeit im eigentlichen Sinne ein. Er wird zum Privatdozenten der Universität Bern ernannt. Sein Fach ist die Neuere Kunstgeschichte. Die nächsten Stationen sind die ausserordentliche Professur 1956, ein Lehrauftrag an der Ecole polytechnique de l'Université de Lausanne (EPUL), welcher ab 1962 ebenfalls in eine ausserordentliche Professur umgewandelt wird. Nun heisst sein Gebiet Architektur-geschichte und Städtebau. 1964 wechselt Paul Hofer an die Eidgenössisch Technische Hochschule Zürich (ETHZ) und übernimmt drei Jahre später als ordentlicher Professor den Lehrstuhl für Geschichte des Städtebaus und allgemeine Denkmalpflege, den er bis zu seiner Emeritierung 1980 versieht. Gemeinsam mit Adolf Max Vogt und Bernhard Hoesli gründet er das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta-Institut) an der ETHZ. Diesem folgt 1972 das Institut für Denkmalpflege an der ETHZ.
Kaum Zeit zur Musse neben einem ausgefüllten Berufsalltag lassen ihm die vielfältigen Aemter, welche Paul Hofer mit der Selbstverständlichkeit der Pflichterfüllung an der Allgemeinheit wahrnimmt: Mitarbeit in der Vereinigung Jura bernois, Mitglied der Kantonalen Literaturkommission, der Bernischen Kunstgesellschaft, der Schweizerischen Gesellschaft für Kunstgeschichte, des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft, des Schweizerischen Werkbundes, der Neuen Helvetischen Gesellschaft - die Liste wäre fortzusetzen.
Vielfältige Ehrungen werden dem Nimmermüden zuteil: die Burgerliche Medaille 1975, die Justinger Medaille 1991; im Jahre 1983 wird er Ehrenmitglied der Sektion Waadt des Schweizerischen Ingenieur- und Architekten-Vereins SIA, 1989 erhält er den Berner Sysiphuspreis, 1994 ehrt ihn der Bund Schweizer Architekten.
Die Zeit seines otium cum dignitate füllt Hofer mit emsiger Arbeit. Eine stattliche Zahl von Publikationen (Thun, Nydegg, Spätbarock, südostsizilianischer Städtebau am Beispiel Notos) wird verfasst oder fertiggestellt. Das Erscheinen seines grössten Werkes, die Monographie über Noto, wird er nicht mehr erleben, er stirbt in Muri am 26. Dezember 1995.
Der Nachlass Paul Hofer in der Burgerbibliothek Bern
Im Frühjahr 1996 hat die Burgerbibliothek Bern den Nachlass von Paul Hofer zum Geschenk erhalten. Mit grossem Dank intergriert die Bibliothek diesen bedeutenden Bestand in ihre Sammlung. Das umfangreiche Werk Paul Hofers reflektiert in seinen nachgelassenen Papieren gleichsam wie in einem Spiegel seine Persönlichkeit. Doch die Vielfalt der Forschungsgegenstände schliesst sich immer wieder zum thematischen Kreis.
Drei thematische Schwerpunkte
Der Erste: Zähringerstudien in weitesten Sinne (dazu gehört natürlich an vornehmster Stelle Bern, gefolgt von den zähringischen Gründungs- und Traditionsstädten, ausgeweitet und methodisch verfeinert durch vergleichende Städteforschungen in Burgund und Norditalien). Wie dies nun (als Stadtgeschichtsforschung im umfassenden Sinne) sein Hauptarbeitsgebiet wird (nicht im Rahmen der Lehrtätigkeit, vielmehr in seiner praktischen Forscherarbeit im Felde), begleitet es ihn auch sein Leben lang. Die Früchte erntet er spät: im Alter erscheint sein Buch über die Nydegg, im Alter erscheint sein Werk über den Spätbarock in Bern.
Der Zweite und der Dritte sind gleichsam eins: Barock (Architektur und Plastik) und - immer wieder - Italien, repräsentiert durch den bedeutendsten Architekten des Manierismus und Wegbereiter des Barock im Cinquecento, Andrea Palladio (1508-1580, Paduaner von Herkunft, Venezianer und Vicentiner durch seine Bauwerke), repräsentiert auch durch so bedeutende Maler wie Paolo Veronese (1528-1588; Zeitgenosse Palladios und - gemeinsam mit Tizian und Tintoretto - der gehaltvollste Meister des venezianischen Cinquecento). Die Veronese Studien fliessen aus der Beschäftigung mit dem Dissertationsthema heraus und werden während der Lehrtätigkeit an der Universität Bern wieder aufgenommen. Sie spielen als italienisches Thema das Continuo im Forscherleben Paul Hofers. Dieses italienische Thema erweitert dann sein Alterswerk: die Erforschung der nach einem Erdbeben 1693 zerstörten und anschliessend nach barockem Plan wiedererbauten südostsizilischen Stadt Noto. In seinem opus magnum zu 'Noto. Idealstadt und Stadtraum im sizilianischen 18. Jahrhundert' finden alle seine Schwerpunkte zur glücklichen und geglückten Synthese.
Die Bearbeitung des Bestandes
Die Burgerbibliothek hatte das Glück, für ein halbes Jahr in der Person von Herrn Arpad Boa, dipl. Arch. ETH, einen geeigneten Bearbeiter für den umfangreichen Nachlass (52 Laufmeter oder über 360 Einheiten) zu gewinnen. Herr Boa hat das Material gesichtet und nach archivischen Kriterien grob gegliedert. Neben das wissenschaftliche Werk (Forschungen zu Bern, Stadt und Kanton; Städteforschungen in der Schweiz und im Ausland; Ausgrabungen in verschiedenen Schweizer Städten) mit den dazu gehörigen akribischen Vorstudien und reichen Materialsammlungen treten die Akten zur Lehrtätigkeit in Bern, Lausanne und Zürich. Eine reiche Korrespondenz, Tagebücher, Reisejournale, literarische Tätigkeit, persönliche Aufzeichnungen, Fotos und Zeichnungen runden den Bestand ab. Die minutiösen Verzeichnisse, welche Paul Hofer über seine eigene Bibliothek, sein privates Akten- und Planarchiv geführt hat, erschliessen dem Bearbeiter die anspruchsvolle und an exaktes Arbeiten gewohnte Persönlichkeit Professor Hofers. Er selbst hat in seinen letzten Jahren das persönliche Archiv gesichtet und gegliedert.
Findhilfsmittel
Der Teilbestand 'Pläne' ist nicht online verzeichnet. Für ihn muss die betreffende Kartei im Lesesaal konsultiert werden. |
Umfang: | 52 Laufmeter |
Bestandesbeschreibung |
Person: | Bestandsbildner / Bestandsbildnerin: Hofer, Paul (1909-1995) |
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Legal form: | Natürliche Person |
Level of description: | Detailliert |
Finding Aid Form: | Digital |
| Analog |
Quality of finding aid: | Vollinventar |
Finding aids: | Kartei zu den Plänen (Standort: im Lesesaal) |
Level: | Bestand |
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Descriptors |
Entries: | Hofer, Paul (1909-1995) (Personen\Natürliche Personen\H) |
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Containers |
Number: | 18 |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://katalog.burgerbib.ch/detail.aspx?ID=121912 |
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